Alexander Gerfer, CTO der Würth Elektronik eiSos Gruppe, und Ryan Archer, Co-Founder und COO von Horizon Growers, präsentierten auf der DLD-Konferenz am 17. Januar 2025 in München die neuesten Entwicklungen im Bereich Vertical Farming. Das von FOCUS-Chefredakteurin Franziska Reich moderierte Gespräch stellte die provokative Frage: „Kann das CO2-neutrale Gewächshaus die Welt ernähren?“

Prächtiges Pflanzenwachstum ist direkt vor der DLD-Bühne zu sehen – Alexander Gerfer hat zum 20-jährigen Jubiläum der Digitalkonferenz wieder etwas Besonderes mitgebracht: eine „Breeding Station“ zur Vorkultivierung von Stecklingen und Sämlingen, die unter kontrollierter Licht- und Nährstoffversorgung einen wichtigen Beitrag zum lokalen und nachhaltigen Indoor-Farming leisten soll. Eine umfangreiche Messtechnik ermöglicht es der Breeding Station sogar, vom System zu lernen, und das auch mit KI-Ansätzen. Ein neues Projekt des Bauelemente-Herstellers, das in einer Kooperation mit Bürkert Fluid Systems entstanden ist.

Kontinuierliche Optimierung bei Horticulture-LEDs

Das Engagement im Bereich Controlled Environment Agriculture (CEA) ist für Würth Elektronik nichts Neues: Im Rahmen der Entwicklung von Horticulture-LEDs forscht das Unternehmen seit Jahren an spezifischen Lichtrezepten, die das Pflanzenwachstum gezielt steuern. Genau definierte Lichtfrequenzen und Beleuchtungsrhythmen fördern unter anderem eine schnellere und effektivere Wurzelbildung bei Stecklingen, reduzieren Ausfallraten und steigern die Produktivität in Indoor-Farming-Systemen. Jede Pflanze hat ihr ideales Lichtrezept, mit dem sie optimal wächst.

Lokal produzieren, statt importieren

„Die Importrate von Tomaten in Deutschland ist fast identisch mit der der Vereinigten Arabischen Emirate“, mit dieser Feststellung überraschte Ryan Archer, COO von Horizon Growers. Das Team dieses Startups war in dem Wüstenstaat bereits für die Entwicklung und den Betrieb einer der größten Indoor-Farmen des Nahen Ostens verantwortlich. Lange Transportwege für die Lebensmittelversorgung hält Archer nicht für nachhaltig. Er plädiert daher, genau wie Würth Elektronik, für eine verbrauchernahe Produktion in Indoor-Farmen am Standort Deutschland.

Synergien entscheidend für die Effizienz

Einig sind sich Gerfer und Archer auch in einem anderen zentralen Punkt: Für eine erfolgreiche Umsetzung von Indoor Farming in Deutschland sind vor allem Energieeffizienz und Synergieeffekte entscheidend. Die Vision: CEA-Farmen in Clustern, die mit regenerativen Energiequellen und CO₂-intensiven Produzenten zusammenarbeiten. Die Industriebetriebe können große Mengen an Abwärme und CO₂-Emissionen für die Pflanzenzucht bereitstellen, während die CEA-Farmen als CO₂-Senken dienen. So wäre ein CO2-neutrales Gewächshaus möglich.

Gemeinsam zum Erfolg

Eines wurde im Panel Talk besonders deutlich: Eine erfolgreiche, verbrauchernahe und nachhaltige Nahrungsmittelversorgung wird erst durch neue Partnerschaften möglich – Partnerschaften zwischen High-Tech-Unternehmen, zwischen Industrie und Landwirtschaft. „Für die Breeding Station arbeiten wir mit dem Fluidsystem-Spezialisten Bürkert zusammen“, erklärt Gerfer. „Nun überlegen wir zusammen mit Horizon Growers, wie dieses System die Grundlage für zukünftige Net-zero-Gewächshäuser bilden kann. Als verantwortungsbewusstes Unternehmen packen wir mit an, um aus Ideen Realität werden zu lassen.“

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